Neu: »Jederstadt« von Barbara M. Strebel

»Den Gegenwärtigen zum Gedenken.

Den Nachgeborenen zur Warnung.«

 

1943. Die Journalistin Luise Littke erhält ihren ersten großen Auftrag: Sie soll aus dem schlesischen Jederstadt berichten, wo einem Helden des Nationalsozialismus ein Denkmal gesetzt wird. Vor Ort bringt die Reporterin Licht in die Legende um den SA-Sturmführer und entwirrt das Netzwerk der wahren Drahtzieher – aber kann sie mitten im Nationalsozialismus die Wahrheit schreiben? Und es gibt noch mehr Geheimnisse aufzuklären. Etwa das der Deutschrussin Irina, die eine große Anziehungskraft auf Luise ausübt …

 

Mit feinem Stift zeichnet Barbara Martina Strebel die Charaktere ihrer beiden Protagonis­tinnen. Nichts an diesen Frauen ist nur rabenschwarz oder reinweiß, beide sind Mitläufe­rinnen, beide wachsen aber auch über sich hinaus und gehen letztlich in den Widerstand gegen das barbarische System. Gerade diese Ambivalenzen sind es, die Luise und Irina nahbar und nachvollziehbar werden lassen. Ihre Ambivalenzen geben Einblicke in jenes Gemisch aus Privatem und Persönlichem, das uns heute, in Zeiten des grausamen Krieges von Russland gegen die Ukraine und die gesamte demokratische Weltordnung erneut erschüttert und beschäftigt. Als hätte die Autorin die schrecklichen Entwicklungen vorausgesehen, lässt Barbara Martina Strebel ihren Roman 1941 in der Ukraine beginnen und macht uns mit einem hochrangigen Nazi-Offizier bekannt, der dort an der Ermordung von über 30.000 Menschen jüdischen Glaubens in der Schlucht Babi Jar nahe Kijv beteiligt war. Den Opfern dieses Massakers zum Gedenken steht heute an diesem Ort, wo bis Kriegsende rund 100.000 Menschen umgebracht wurden und der als Europas größtes Massengrab gilt, ein Holocaust-Mahnmal. Diese Gedenkstätte von höchster symbolischer Kraft wurde am 2. März 2022 Ziel eines Bombenangriffs der russischen „Entnazifizierer“ unter Putin …

© Dean Jaggi
© Dean Jaggi

BARBARA MARTINA STREBEL

1974 geboren, studierte an der Universität Zürich Geschichte und Philosophie. Nach beruflichen Stationen in der Entwicklungszusammenarbeit im In- und Ausland (v. a. Äthiopien) arbeitet sie seit Jahren in der öffentlichen Verwaltung. Nebenher befasst sie sich schriftstellerisch mit historischen Fragen. 2007 veröffentlichte sie das Sachbuch »Der Weg ins Paradies ist keine Asphaltstrasse« (Orell Füssli Verlag). Ihr literarisches Debüt erfolgte 2016 mit dem historischen Roman »Zu keiner anderen Zeit« (Ulrike Helmer Verlag).